15 Minuten nur, und die Zweier-Delegation aus dem Landtag ist sich spontan einig. "Ein Volltreffer für den Ahlener Süden" meint Henning Rehbaum, CDU-Abgeordneter aus Sendenhorst, hörbar beeindruckt; und sein Parteikollege Daniel Hagemeier, Mitglied des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales, stimmt gern zu. Seite an Seite - ordnungsgemäße 1,5 Meter dazwischen - stehen die heimischen Landtagsabgeordneten im künftigen Quartierstreff der Ludgeri Höfe, dem in der Bau-Endphase stehenden Wohnprojekt des Caritasverbandes im Ahlener Süden. Eine Viertelstunde lang hat Caritas-Geschäftsführer Heinrich Sinder den beiden Politikern nebst örtlicher Begleitung das 6,6-Milionen-Projekt mit all seinen Besonderheiten vorgestellt. Zeit genug für die Besucher, schon jetzt ein klares Urteil abzugeben: ein "mutiges Projekt" für ältere Bewohner, das bezahlbaren Wohnraum in einem Stadtteil schafft, in dem gerade das dringend fehlt: "Und das passt damit einfach in die Zeit."
Zweimal schon musste der Besuch aus Düsseldorf abgesagt werden; einmal sturm-, einmal Corona-bedingt; jetzt endlich klappt es. Nicht ohne Stolz verweist Caritas-Geschäftsführer Sinder auf die Motive des Verbandes, hier - und gerade hier - ein so ambitioniertes Projekt zu realisieren: in einem Umfeld, das in Ahlen einen hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund hat, dazu den höchsten Anteil an älteren Bewohnern und in dem es seit Jahrzehnten keine nennenswerten Neubauten mit bezahlbarem Wohnraum gegeben hat; erst recht nicht mit dem Anspruch barrierefrei. In diese Lücke hat sich die Caritas mit den Ludgeri-Höfen getraut. Hat - nachdem drei potentielle Investoren wegen fehlender Gewinn-Aussichten abgesagt haben - am vorrangigen Ziel bezahlbaren Wohnraums festgehalten und ist schließlich selbst in die Rolle der Vermieterin geschlüpft. Ein ebenfalls mutiger Entschluss, nicht nur aus Sicht der Gäste aus Düsseldorf, sondern auch für die stellvertretende Bürgermeisterin Rita Pöppinghaus-Voss und den Kreistags-Kandidaten Nick Drewer: "Eine echte Win-Win-Situation für alle Beteiligten und ein Riesengewinn für einen Stadtteil, dessen Menschen gern hier leben und durch dieses Projekt eine faire Chance bekommen, auch weiter hier leben zu dürfen."
Anschließend gemeinsamer Rundgang; die Politik möchte mit eigenen Augen sehen, was hier entsteht. Während die (bis auf ein Appartement) bereits bezogenen 24 Wohnungen nur von außen begutachtet werden, landet die Gruppe in der mehr als großzügig bemessenen Gemeinschafts-Wohnküche einer von zwei Wohngemeinschaften, in der je 12 Bewohnerinnen und Bewohner mit unterschiedlichsten Hilfebedürfnissen eine neue Heimat finden sollen. Eine in der Tat alternative Wohnform, wie Daniel Hagemeier und Henning Rehbaum sich von Sabine Holzkamp von der Gemeindecaritas erläutern lassen: Während die Einzel-Appartements Raum zum Rückzug in die jeweilige Privatsphäre bieten, laden die Gemeinschaftsräume zum Leben im Miteinander ein: bei Mahlzeiten, der Freizeitgestaltung und der möglichen Beteiligung am Haushalten. "Selbstbestimmtes Leben, so lange es geht" - so Sabine Holzkamp. Dies - eben als WG - auch mit dem Partner/der Partnerin, wenn gewünscht. Und bei mehr Pflegebedarf bestimme jeder Bewohner selbst, welches Angebot man in welchem Umfang nützen wolle: "Zugeschnitten auf die ganz persönlichen Bedürfnisse jedes Einzelnen."
Die Bewertung der Politiker fällt einmütig aus. "Sie liefern ein Beispiel auch für andere Städte", meint Daniel Hagemeier; eine "bemerkenswerte Lösung für ein immer aktuelleres Problem" sieht Henning Rehbaum. Während das Lob von Rita Pöppinghaus-Voss etwas blumiger ausfällt: "Dies ist der Einstieg in eine Wohlfühl-Oase im Ahlener Süden."
Freie WG-Plätze
Zum 1. Oktober möchte die Caritas die zwei Wohngemeinschaften der Ludgeri-Höfe mit jeweils 12 Plätzen an den Start gehen lassen - und bis dahin mit möglichst viel Leben erfüllen. Dafür sind noch Plätze frei. Das Angebot richtet sich an Menschen, die zunehmend betreuungs- und hilfebedürftig werden und daher nicht mehr in ihrem bisherigen Zuhause leben können. Geboten wird ein Leben in Gemeinschaft, wobei Kontakte zu Nachbarn und soziale Kontakte ausdrücklich erhalten bleiben sollen. Ansprechpartnerin bei der Caritas ist Elke Müller-Doden: sie kann alle Fragen zu den Ludgeri-WG`s beantworten und ist erreichbar unter 0151 40806776.