Man kennt ihn, in Ahlen und Umgebung. Und man schätzt ihn - für das was er jahrzehntelang getan, nein - gelebt hat. Wenn Norbert Niehoff jetzt, in diesem März 2021, den Stab als Leiter der Caritas-Sozialstation Ahlen weitergibt, dann tut er das "schon mit einem weinenden Auge". 43 Jahre und 9 Monate war er in der Pflege aktiv. 43 Jahre und 9 Monate, in denen er sein ganz persönliches Credo immer wieder neu in die Tat umgesetzt hat. Pflege, so sagt er, sei "kein Job, sondern viel mehr, eher eine Berufung". Und die für ihn wichtigste Vorausetzung in dieser Zeit war es, die auch dafür gesorgt hat, dass so viele in dieser Stadt und drumherum ihn nicht nur kennen, sondern eben auch schätzen: "Man muss Menschen mögen."
Das tut Norbert Niehoff seit jeher. Eingestiegen ist er in einer Zeit, da die Caritas-Sozialstation sich den Herausforderungen des Arbeitsbereichs Pflege noch unter eher primitiven Bedingungen stellen musste. "Ein bescheidener Pool an Pflegebetten, simple Holzstühle mit Töpfchen drunter, wie wir von einem Patienten zum anderen weiterreichten" - das sind Erinnerungen, die bis heute in ihm lebendig sind. In den knapp 44 Jahren danach hat Niehoff politische und gesellschaftliche Veränderungen erlebt, die auch die Arbeit der Caritas als Sozialverband veränderten. "Es war ein langer und manchmal beschwerlicher Weg zum heutigen modernen und immer breiter aufgestellten Leistungszentrum", betont er. Wo seinerzeit noch einfachste Hilfsmittel für den Dienst am Menschen ausreichen mussten, ist heute längst modernste Technik mit im Spiel. Was für den scheidenden Chef der Caritas-Sozialstation an einem Befund nichts geändert hat: "Den Menschen wird auch die beste Technik niemals ersetzen."
Den Menschen und das, was ihn ausmachen kann - darin sieht Norbert Niehoff die wichtigste Mitgift für jeden, der in den immer wichtiger werden Bereich der Pflege einsteigen will. "Selbstlosigkeit gehört ganz sicher mit dazu", sagt er. Sich selbst zurückzunehmen, sich ganz und gar einlassen zu können auf jene Patientinnen und Patienten, die es zu versorgen gelte: "Wer das nicht kann, sollte sich besser ein anderes Feld suchen." Mit jedem Tag, jeder Woche einer manchmal monatelangen Pflegezeit entstehe ganz automatisch eine Form der Nähe, auf die sich beide Seiten einlassen müssten: "Da ist immer auch Vertrauen mit im Spiel, was für unsere Seite als Pflegende für die Patienten wie auch die Angehörigen gilt. Und irgendwann gehört man schon fast zur Familie."
Und dennoch: Bei aller Empathie gehört aus der Erfahrung von Norbert Niehoff immer auch ein Stück Nüchternheit mit zum verantwortungvollen Feld der Pflege. "Gerade weil es uns so sehr und rund um die Uhr fordert - man muss diese schöne Aufgabe auch mal loslassen können, sich auch einmal auf sich selbst besinnen und einfach Feierabend machen", weiß er. Jetzt macht er Feierabend - mit schönen Erinnerungen an fast 44 Jahre. Wird ihm etwas fehlen? "Die Kolleginnen, die Kollegen - und die Menschen eben, für die ich so lange habe da sein dürfen."