Menschen mit einem geringen Einkommen oder anderer sozialer Problemlagen sind auch in Ahlen häufiger als andere von einem Problem betroffen, das ihre Lebenssituation noch deutlich erschwert: Wohnungsnot. Dies ist das alarmierende Fazit zweier Gesprächsrunden von Fachleuten des Caritasverbandes sowie der Stadt Ahlen, von Sozialverbänden und Politik. Gemeinsames Ziel: die Politik stärker und zielgerichteter mit ins Boot zu holen, um in enger Zusammenarbeit nach Lösungen für dieses immer gravierendere Problem zu suchen.
Deutlich geworden war die Herausforderung bereits bei einem ersten "Runden Tisch Wohnungsnot" noch ohne Politik, sondern auf Ebene der "Praktiker", die den Folgen des Problems nahezu täglich im beruflichen Alltag begegnen. Ergebnis: Seit Jahren nimmt der Bestand an Sozialwohnungen in Ahlen kontinuierlich ab. Am stärksten betroffen sind Bevölkerungsgruppen wie einkommensschwache Familien, Menschen mit Migrationshintergrund und alleinstehende junge Männer. Ganz direkt schlägt sich diese Entwicklung in Zahlen nieder, die die CaritasSozialBeratung vorlegte: Sie verzeichnet seit 2017 eine deutliche Zunahme von Wohnungsnotfallhilfen, zuletzt 2019 um 20 Prozent. Und während es in den Jahren davor meist schnell möglich war, eine angemessene Wohnung für den oder die Betroffenen zu finden, wird dies aktuell immer schwieriger. Caritas-Fachdienstleiter Hermann Wetterkamp: "Dann droht in immer mehr Fällen Obdachlosigkeit."
Erste Konsequenz der "Praktiker": Neben der Stadtverwaltung, dem Gesundheitsamt, dem "Offenen Ohr" und verschiedener Fachdienste des Caritasverbandes wurde ein zweiter "Runde Tisch Wohnungsnot" um Vertreter des Sozialausschusses, der Stadtverwaltung, dem Stadtteilbüro und dem Forum gegen Armut erweitert. Ihr dringender gemeinsamer Appell an die Politik: Wo Investoren für den Bau von Sozialwohnungen fehlen und allein am Gewinn orientierte Firmen nahezu den gesamten Wohnungsmarkt beherrschen, ist eine gezielte Steuerung dieses Marktes dringend nötig. Caritas-Fachdienstleiter Herrmann Wetterkamp: "Wir müssen die Politik partei-übergreifend an unsere Seite bekommen und die Dimension dieser gesellschaftlichen Herausforderung deutlich machen - im Interesse von immer mehr Menschen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind." In diesem Zusammenhang schlug er die Schaffung einer kommunalen Fachstelle vor. In dieser Stelle könnten dann alle Kompetenzen gebündelt werden und im Idealfall gemeinsam ein kommunales Konzept gegen Wohnungsnot entwickelt werden.