Menschen mit einem geringen Einkommen oder anderen sozialen Problemlagen sind auch in Ahlen häufiger als andere von einem Problem betroffen, das ihre Lebenssituation noch deutlicher erschwert: Wohnungsnot.
Bereits seit mehr als 5 Jahren stellen das Team der Caritas Sozial Beratung und das Forum gegen Armut eine deutliche Zunahme im Bereich der Wohnungsnotfallhilfen fest. Besonders für Menschen mit geringem Einkommen, Alleinerziehende, Menschen mit Migrationshintergrund und Familien mit mehr als drei Kindern ist es schwierig, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Aus diesem Grund hat der Caritasverband bereits 2019 und 2020 jeweils zu einem "Runden Tisch Wohnungsnot" eingeladen, an dem auch Lokalpolitiker:innen teilnahmen. Bei diesen Treffen wurde von allen Beteiligten bestätigt, dass der Bestand an Sozialwohnungen in Ahlen seit Jahren kontinuierlich abnimmt.
Nach Einschätzung der Caritas Sozial Beratung und des Forums gegen Armut hat sich das Problem allerdings in der Zwischenzeit noch weiter verschärft. Mittlerweile beschränkt sich das Thema Wohnungsnot nicht mehr hauptsächlich auf einkommensschwache Haushalte, Einzelpersonen und große Familien, auch für 2-3 Personenhaushalte gibt es kaum noch günstigen Wohnraum. Das Thema Wohnungsnot hat damit mittlerweile die Mittelschicht erreicht und wird für immer mehr Menschen zu einer Herausforderung.
Diese Entwicklung schlägt sich unmittelbar in Zahlen nieder. So berichtet der Caritasverband, dass im Bereich der Wohnungsnotfallhilfen seit Jahren eine deutliche Steigerung der Fallzahlen zu beobachten ist (2017: +16% / 2018: +39% / 2019: +20%). Nach einem coronabedingten Rückgang im Jahr 2020 (-23%) sind die Zahlen im vergangenen Jahr wieder auf das Niveau von 2019 gestiegen (+29%), da 2020 die Zwangsräumungen vorübergehend ausgesetzt waren. Für das laufende Jahr zeichnet sich ein ähnlicher Trend ab.
Verantwortlich für diese Entwicklung ist nach Einschätzungen der Vertreter von Forum und Caritas, dass es in der Vergangenheit bundesweit versäumt wurde, den sozialen Wohnungsbau zu fördern. Der Trend ging leider dahin, dass immer mehr allein am Gewinn orientierte Firmen den gesamten Wohnungsmarkt beherrschen. Gemeinsam richten daher der Caritasverband und das Forum gegen Armut einen dringenden Appell an die Verantwortlichen in Politik und Wohnungswirtschaft, die gezielte Steuerung des Wohnungsmarktes wieder in den Fokus zu nehmen und möglichst schnell zusätzlichen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.